Mit dieser Novelle über eine Jugend zwischen kleinbürgerlicher Normalität, nationalsozialistischer Ideologie und Kriegsfuror, zeige sich Günter Grass als Meister der kleinen Form, urteilte die Kritik. Einige jedoch hätten das Buch lieber indiziert gesehen: Ein pornographisches und blasphemisches Machwerk sei es, geeignet "Kinder und Jugendliche sittlich zu gefährden". Die Novelle wurde ein überwältigender internationaler Erfolg. Auch über fünfzig Jahre nach seinem Erscheinen hat die Geschichte von Joachim Mahlke, den sein riesiger Adamsapfel zum Außenseiter macht, nichts von ihrer Faszination verloren.
;Thomas Höpker war siebenundzwanzig, als ihn die Illustrierte Kristall 1963 nach Amerika schickte. »Schauen Sie sich um«, lautete der knappe Auftrag. Er führte ihn von Küste zu Küste durch nahezu die Hälfte aller Bundesstaaten. Drei Monate später kam er mit Tausenden von Schwarzweißaufnahmen zurück: vor allem von Menschen in ihrem Alltag. Fotografiert in den Großstädten, aber auch im Hinterland. Die Reportage - ausgebreitet über vier Ausgaben des Magazins - katapultierte ihn augenblicklich in die erste Reihe des Fotojournalismus. Es war kein leuchtendes Bild, das er gezeichnet hatte, aber hinter Skepsis und Vorbehalt schimmerte so viel Neugierde hindurch, dass niemand sich wunderte, als Thomas Höpker etliche Jahre später beschloss, für immer nach Amerika zu ziehen. Nach einer steilen Karriere zunächst bei der Illustrierten Stern, später bei der Agentur Magnum, deren Präsident er lange Zeit war, setzte er sich in New York zur Ruhe. Doch dann beschloss Höpker im Jahr 2020, mittlerweile vierundachtzig Jahre alt, die Tour von damals noch einmal zu unternehmen. Der Band Road Trip, USA verschränkt nun die beiden Unternehmungen und setzt zwischen Hunderte seiner längt historischen Aufnahmen die Farbfotografien von heute. So nimmt das Buch den Betrachter mit auf eine Reise ebenso durch den gesamten Kontinent wie durch die Zeit.
;Als Willy Brandt 1961 dreißig Schriftsteller nach Bonn einlud, um sie für den Bundestagswahlkampf der SPD zu gewinnen, fehlte ausgerechnet Günter Grass auf seiner Liste. Der Bestsellerautor sei, so ging das Gerücht, Anarchist und für die Politik nicht zu haben. Auf den verzögerten Start folgte eine Liaison von Geist und Macht, die ihresgleichen sucht: Der Schriftsteller stieg in den tagespolitischen Nahkampf ein und erprobte eine freigeistige Beteiligung an der Partei- und Regierungsarbeit. Der Vorsitzende und spätere Bundeskanzler fasste ein vitales Interesse an seiner kritischen Dreinrede und förderte nachdrücklich die parteilose Wählerinitiative. Das geheime Herzstück dieser Liaison bildet der bislang unveröffentlichte Briefwechsel von Brandt und Grass. Fast drei Jahrzehnte lang haben sie ihn geführt, dabei das Wechselbad der großen Politik durchlaufen und zögerlich, über Euphorien und Zerwürfnisse hinweg, zu einer bemerkenswerten Freundschaft gefunden. Das Buch präsentiert erstmals sämtliche Briefe und Briefbeigaben, versieht sie mit einem ausführlichen Stellenkommentar und veranschaulicht sie mit zahlreichen Abbildungen. Ein Essay des Herausgebers erläutert die Hintergründe dieses bedeutenden Dokuments zur zweiten, der intellektuellen Gründung der Bundesrepublik.
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