Das Schlagwort "Nachhaltigkeit" ist vom jahrzehntelangen Nischenthema sandalentragender Ökoromantiker in Naturschutzgruppen zum Zentrum des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses geworden. Nicht zuletzt die Stimmen der in Fridays for Future organisierten, um ihre Zukunft bangenden Jugendlichen verunmöglichen den Politikern das eingeübte Spiel des Abwiegelns und Beschwichtigens mit anschließendem ungebremstem "Weiter-wie-bisher". Aber was genau ist mit Nachhaltigkeit gemeint? Sind der Verzicht auf weitere Technologien und eine Absenkung des westlichen Lebensstandards unausweichlich oder ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit gerade dort zu finden, wo die Ursache ungewöhnlicher Wetterphänomene begründet liegt: in noch mehr Technik? Sind die Leidenschaften des Menschen naturnotwendig oder vielmehr Defizite, die durch gesetzliche Verbote in Schranken verwiesen werden müssen? Brauchen wir eine neue Generationenethik?
;Seit der Mensch der Welt als prinzipiell freier gegenübertritt, die Ordnung der Dinge als nicht mehr von jenseitigen Mächten bestimmt gilt, hat auch der Begriff der Verantwortung Konjunktur. Heute herrscht geradezu eine Verantwortungseuphorie: Politiker sollen ihre Amtsgeschäfte verantwortungsvoll führen, Manager für ihr Tun wie für ihr Unterlassen Verantwortung übernehmen, Eltern ihre Kinder verantwortungsbewusst erziehen, Wissenschaftler verantwortungsbewusst mit ihren Forschungsergebnissen umgehen und beständig wird an die Verantwortung aller für das Klima appelliert. Doch was genau meinen wir, wenn wir beständig Verantwortung einfordern?
;